Liebe Freunde,
gerade jetzt finden in Nepal die Provinz- und Parlamentswahlen statt, für die nicht weniger als 95 politische Parteien im Rennen sind! Trotz der chaotischen Lage des Landes gelingt es dem bisherigen Parlament, hin und wieder sinnvolle Gesetze zu verabschieden: Schon vor 12 Jahren wurde die seit Jahrtausenden vom Hinduismus angeordnete "Chaupadi" Tradition vom nepalesischen Gerichtshof verboten: Diese erklärt Frauen, die ihre Periode haben, als unrein: Sie dürfen fünf bis sieben Tage lang nicht im selben Zimmer wie ihr Mann schlafen und essen von den anderen Familienmitgliedern getrennt. Der Unterschied zwischen Reichen und Armen liegt darin, dass mittellose Frauen am Ende der Blutung sich selbst und ihr Geschirr mit Kuhurin bespritzen, um sich und ihre Umgebung zu reinigen, während die Reicheren stattdessen über ihren Körper mit Gold streifen. Nur Gold wird für diesen Zweck mit dem "heiligen" Kuhurin gleichgestellt Wohlhabende Frauen, die ihre Tage haben, schlafen in einem separaten kleinen Zimmer, während die Bedürftigen, besonders auf dem Lande, mit Hühnern und Ziegen übernachten.
Als genauso unrein werden die Frauen betrachtet die gerade ein Kind zur Welt gebracht haben: Sie werden 15 Tage lang mit ihrem Baby in einem leeren Zimmer isoliert Das Verbot dieser Tradition im Jahr 2005 hat keineswegs diese Gepflogenheit abgeschafft. Deshalb wurde am 9. August dieses Jahres das Ausfuhren dieser Sitte durch ein Gesetz vom Parlament kriminalisiert. Aber es wird Jahrzehnte dauern, bis sich an diesem Brauch etwas ändert, weil diese Rituale in der Bevölkerung fest verankert sind, und weil es die Frauen sind, die am meisten dafür sorgen, dass die Chaupadi Tradition fortgeführt wird. Ständig ist irgendein "Mädchen" aus dem ehemaligen "Children's World" schwanger, und keine von ihnen darf bis zur Geburt das Geschlecht ihres Kindes erfahren: Seit einiger Zeit wurde es Gynäkologinnen - Gynäkologen gibt es in Nepal nicht - verboten, den Eltern zu sagen, ob sie einen Jungen oder ein Mädchen erwarten, weil die Zahl der Abtreibungen, wenn Paare ein Mädchen bekommen sollten, in den letzten Jahren drastisch in die Höhe die Kinderhilfe Nepal schon so lange unterstützen, dass Sie inzwischen mehr als 130 "Enkelkinder" haben.
Unsere Organisation führt unbeirrt ihre Arbeit fort In dem Dorf Mudhku. wo wir 20 sichere Häuser nach der Katastrophe von 2015 gebaut haben, bestehen die "Chaupadr Rituale nach wie vor, und Muna tut ihr Bestes, Mädchen und Mütter aufzuklären, aber es bleibt ein sehr schwieriges Thema: Die mangelnden Hygiene Möglichkeiten für menstruierende Frauen helfen nicht gerade zur Entwicklung der Mentalitäten: keine Frau könnte sich hier auf dem Land oder auch in den Slums von Kathmandu Monatsbinden leisten. Trotzdem wächst der Wunsch der Leute von Mudhku, ein besseres Leben zu führen, und wir geben unsere Aufklärungsarbeit nicht auf. Die Zähne aller Kinder wurden untersucht, und bei den meisten wurden schlimme Karies festgestellt. Ein Bus wird bald gemietet, um die Kleinen zum Zahnarzt nach Kathmandu zu bringen. Nur wenige Eltern könnten das Geld aufbringen, dafür zu bezahlen, und wir werden die Kosten tragen.
In den von uns betreuten Slumgebieten der Hauptstadt geht unser Einsatz weiter: die Kinder werden dort täglich mit unserem mit Vitaminen und Mineralien angereicherten Milchbrei versorgt und bekommen genug sauberes Wasser zu trinken und ständige medizinische Fürsorge. In Banshigat sind unser Gesundheitsposten, die Alphabetisierungsklasse und der Kindergarten der Mittelpunkt der Siedlung geworden. Seit zehn Jahren arbeiten wir jetzt dort, und dank unserer Mitarbeiter vor Ort läuft das Projekt reibungslos: Der ganze Slum ist zu einer hygienischeren Siedlung mit besseren Unterkünften geworden, in der die Bewohner sich aus ihrer bitteren Armut Schritt für Schritt entwickeln. BINA ist die Verantwortliche des Slum Komitees und arbeitet eng mit uns zusammen: sie treibt morgens die Kinder in die Schule und sorgt für eine friedvolle Gemeinschaft, indem sie jeden Abend bis in die Nacht mit anderen Frauen patrouilliert und Streitigkeiten schlichtet.
Ein ähnlicher Einsatz existiert leider nicht im größeren Slum von Thapathali, Wie es in diesen Siedlungen üblich ist, herrschen auch dort verbrecherische Banden, die von den verschiedenen politischen Parteien finanziell unterstützt werden und zur Gewalttätigkeit neigen. Etwa ein Viertel der Bewohner vom Thapathali Slum wäre durchaus in der Lage, für ihre Kinder den Brei zu kaufen, den wir kostenlos verteilen. Leider können wir keinen Unterschied zwischen Armen und sehr Armen machen, weil unsere Mitarbeiterinnen, wenn wir es tun, von Ganoven bedroht werden, und wir mussten einsehen, dass wir entweder alle Kinder unterstützen müssen, oder unsere ganze Arbeit in Thapathali aufgeben sollten. Die gesamte Atmosphäre in dieser Gemeinschaft ist unter den Bewohnern selbst schlecht, und viele sind auch uns gegenüber unfreundlich geworden. Bei der Verteilung der für den kommenden Winter notwendigen Jacken stritten sich manche Eltern und beklagten sich über die Farbe oder die Größe der Kleidungsstücke. Das Erlebnis war für uns so unangenehm, dass wir beschlossen haben, nächstes Jahr diese Jackenverteilung in Thapathali nicht zu wiederholen.
Von "unseren Maute Nomaden" gibt es dagegen nur erfreuliches zu berichten. Da sie jetzt von überall weggejagt werden, wandern sie nicht mehr und lagern seit zwei Jahren an einer Schnellstraße in der Nähe des Flughafens, wo sie bisher geduldet werden. Weil sie dringend Wasser brauchten, haben wir für sie einen Brunnen bohren lassen, und nach der Laboruntersuchung stellten wir fest, dass auch dieses Wasser wie das Grundwasser der ganzen Hauptstadt mit Bakterien, Arsen und Blei verseucht ist. Üblich ist es bei den Armen Kathmandus, dieses Wasser zum Wäsche- und Geschirrwaschen zu benutzen. Trinkwasser holen die Frauen täglich von weit her, und wir haben allen deutlich gemacht dass die Kinder und auch die Erwachsenen sich die Zähne unbedingt mit Trinkwasser putzen sollten.
Die Frauen werden immer wieder schwanger und freuen sich jedes Mal riesig darauf, weitere Kinder zu bekommen. Da sie jetzt sesshaft geworden sind, sind sie von sich aus auf die Idee gekommen, ihre Kinder einzuschulen, und die Kleinen werden jetzt kostenlos von einer nahegelegenen staatlichen Schule unterrichtet. Das rechnen wir den Eltern wirklich hoch an, weil die meisten Menschen dieser ethnischen Gruppe ihre Kinder traditionellerweise zum Betteln benutzen. Deshalb unterstützen wir sie jetzt auch mehr und versorgen die Kinder vor der Schule mit unserem wertvollen Milchbrei. Die Frauen sind lernbegierig, und wir erklärten ihnen. wie wichtig dieser spezielle Brei für eine gute körperliche und geistige Entwicklung ihrer Kinder ist. Die Menschen dieser Sippe leben wie vor 2000 Jahren: Sie besitzen nichts außer ihrem Zelt ihren Kochutensilien und den Decken, die wir ihnen letztes Jahr vor dem Winter besorgt haben. Sie geben den täglichen Lohn der Männer zum Essen aus. und behaupten, dass sie nichts mehr brauchen als das, und dass sie damit vollkommen glücklich sind. Wenn die Kinder krank sind, arbeiten die Männer halt doppelt so viel, um mehr Geld zu verdienen, aber Sorgen über die Zukunft macht sich hier keiner, und wir müssen hin und wieder gestehen, dass manche Eigenschaften unserer Maute "Schützlinge" uns richtig beeindrucken!
Wir danken Ihnen allen für Ihre treue Unterstützung bei unserem Einsatz und wünschen Ihnen schöne Weihnachten und ein gutes, gesundes neues Jahr 2018!
Ganz herzliche Grüße
Elisabeth Montet