Kinderhilfe Nepal e.V.


Rundbrief Mai, 2014

Liebe Freunde,

als die Maoisten noch an der Macht waren, war es ihnen gelungen, korrupte Politiker der anderen Parteien unter die Lupe zu nehmen und viele von ihnen wegen Betrug ins Gefängnis zu schicken. Bei den letzten Wahlen hat aber die konservative Kongresspartei gesiegt, und ihre Beamten freuen sich jetzt natürlich ganz besonders darauf, das Vermögen der Maoisten zu durchleuchten! Die neuen Machthaber beenden die Bauarbeiten, die von ihren Vorgängern in der Hauptstadt angefangen wurden: Katmandus Straßen werden zwar drastisch erweitert, aber breitere Straßen bedeuten in diesem Fall nur mehr Autos, mehr Luftverschmutzung und stundenlanges Warten in Staus, die das tägliche Leben erschweren.

Über eine Million Nepalesen arbeiten unter unwürdigen Bedingungen in den Emiraten oder in Malaysia und schicken das Gesparte nach Hause. So entsteht jetzt eine Art Mittelklasse, die langsam anfängt, sich manches zu leisten, während die Armen noch ärmer sind als je zuvor. Die Preise sind so gestiegen, dass unser Projekt immer mehr Geld braucht, um sich um die Bedürftigen zu kümmern. 30% der Kinder leiden schon bei der Geburt an Untergewicht und, während die meisten Nepalesen 80% ihres Einkommens für Lebensmittel ausgeben, mangelt es einem Drittel von ihnen an den täglich notwendigen Kalorien. Die Hauptspeise dieser Menschen besteht morgens und abends aus Reis mit einer wässrigen Linsensuppe. Das UN-Ernährungsprogramm importiert zwar Tonnen von Reis in Nepal, entmutigt aber dadurch die Entwicklung der lokalen Landwirtschaft.

Etwa 38.600 NGOs arbeiten im kleinen Himalajastaat und bringen Millionen von Dollar ins Land, berichtet die Presse in Katmandu. Wenn man berücksichtigt, dass Nepal 26,5 Millionen Einwohner zählt, dann heißt es, meinen die Journalisten, dass es eine NGO für 530 Nepalesen gibt! Wo bleibt dann das ganze Geld?! Kinderhilfe Nepal, so klein unser Verein auch sein mag, kümmert sich um 300 Kinder und ihre Familien, und das ganze gespendete Geld wird für die Hilfe in den Slums verwendet. Diese Arbeit macht langsam sichere Fortschritte. Die Maute Nomaden sind für drei Monate nach Indien gezogen und werden vor der Monsunzeit im Mai in Katmandu erwartet. In den Slums, in denen wir tätig sind, bleiben die Kinder durch unseren nährstoffreichen Milchbrei gesund.

Muna sorgt nach wie vor für medizinische Hilfel und bemüht sich, Erwachsene und Kinder zu einer besseren Hygiene zu erziehen. Der Mangel an Wasser ist zur dieser Jahreszeit alarmierend, und Frauen müssen oft stundenlang Schlange stehen, um einen Kanister Wasser aufzutreiben. Auch Strom gibt es meistens nur nachts, wenn ihn keiner braucht. Größere Firmen haben zwar Generatoren, aber die vielen kleinen Handwerker werden am Arbeiten gehindert, und ihr Einkommen reicht nicht, um die Familie richtig zu ernähren. Wir liefern regelmäßig Trinkwasser per LKWs an beide Slumgebiete und bezahlen für die medizinische Versorgung der Kinder.

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Wegen der dramatischen Preiserhöhung der Gesundheitskosten können wir für die Operationen der Mütter nichtmehr aufkommen und müssen die Priorität unserer Arbeit auf die Kinder setzen.

Es ist schwer und sehr bedrückend, Menschen ihrem Hoffnungslosen Schicksal überlassen zu müssen. In Katmandu florieren eine Unzahl von kleinen schmutzigen Kliniken, die kein Mitleid für die Ärmsten zeigen und für unglaubliche Summen und viel Lieblosigkeit Behandlungen und chirurgische Eingriffe anbieten. Im Rest des Landes, ganz besonders im Himalajagebirge, fehlt es an jeglicher medizinischen Infrastruktur. Viele Menschen sterben, weil Ärzte und Krankenschwester sich weigern, in entlegenen Dörfern zu arbeiten. Häufig müssen Kranke mehrere Tage lang getragen werden, bis ihre Angehörigen eine Straße finden, auf der sie per Bus die Hauptstadt erreichen können. Oft kommen sie zu spät. Solche Familien, die für die Hoffnung auf Genesung ihrer Lieben Hütte und Felder im Dorf verkauft haben, landen dann in einem der Slums von Katmandu.

Im Slum von Banshigat zeigt sich am besten der Erfolg unserer Arbeit. Sushma alphabetisiert die Nomadenkinder, deren Eltern beschlossen haben, sesshaft zu werden, damit ihre Kinder unsere Schule besuchen können. Erst danach sind sie in der Lage, in die staatliche Schule zu gehen. Sushma organisiert regelmäßige Elternversammlungen, um die Eltern um ihre Mitarbeit zu bitten und um sie zu überzeugen, wie wichtig es für ihre Kinder ist, eine Schulausbildung zu bekommen Kinderhilfe Nepal zahlt z. Zt. die Schulgebühren für 90 Kinder aus den Slums. Manche Eltern schaffen es, das Geld dafür aufzubringen, andere nicht, weil sie nur vom Recycling der Abfälle der Hauptstadt leben. Sie erfüllen damit eine für die Gesellschaft höchst wertvolle Aufgabe, werden aber deshalb nur verachtet und verdienen fast nichts.

Bei jedem Besuch in Katmandu verbessern wir unsere Projektarbeit so gut wir können. Auch unsere "Mädchen" Muna, Sushma und Sija, die sich das ganze Jahr um die Kinder aus den Slums kümmern, müssen jedes Mal motiviert werden und sind erst dann in der Lage, bis zum nächsten Besuch ihre Arbeit mit großem Eifer zu leistet Im letzten März haben wir uns gefreut, eine Gruppe von Spendern Willkommen zu Heiken und wir hoffen noch mehr von Ihnen allen bald in Katmandu begrüßen zu dürfen.

Alles Gute bis zum nächsten Brief im August-September.

Ganz herzliche Grüße

Elisabeth Montet