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Tibetische Zanpars

zanpar

Funktionen der Zanpars

Wenig bekannt ist die Tatsache, dass Zanpars eine dreifache Funktion im alten Tibet besaßen. Im Allgemeinen werden stets die medizinischen Aspekte des Gebrauchs genannt. Darüber hinaus gab es aber auch eine nicht weniger wichtige Aufgabe, die man als eine Art Sündenbock- oder Stellvertreterfunktion bezeichnen kann. Schließlich werden auch mit Hilfe von Zanpars Opferkuchen aus Tsampa Brei hergestellt.

Zanpars in der tibetischen Medizin

Krankheiten sind in der tibetischen Medizin auf ein Ungleichgewicht der drei Körpersäfte Wind, Galle und Schleim zurückzuführen. Ursachen für diese Störungen sind in dieser Medizinlehre häufig auf negative Einflüsse von Geistern und Dämonen zurückzuführen.

In der traditionellen tibetischen Medizin spielen Zanpar Rituale eine eher untergeordnete Rolle. Der Schwerpunkt dieser im 8. Jahrhundert auf Basis indischer und chinesischer Grundlagen entstandenen Medizinlehre lag auf den verschiedenen Diagnoseformen in Verbindung mit einer sehr umfangreichen Kräutermedizin. Im Standardwerk der tibetischen Medizin dem "Blue Beryll" sucht man demzufolge auch vergebens nach einer Erwähnung der Zanpar Rituale.

Dennoch verfügten im alten Tibet die Klöster über zahlreiche dieser hölzernen Formen. Sie wurden im medizinischen Bereich verwendet, um Menschen zu helfen, die krank oder in besonderen Notlagen waren. Die magische Beeinflussung von Gesundheit, Problemzuständen u.ä. haben wenig mit dem tibetischen Buddhismus, sondern eher mit in der Volksreligion verbreiteten ungeordneten Kräften wie Dämonen und Geistern zu tun.

Wurde das Kloster gebeten zu helfen, suchten dafür ausgebildete Mönche dazu aus ihrem Bestand an Zanpar-Formen die jeweils geeigneten aus und gingen in die Häuser der Gläubigen. Sie wählten die zur Beseitigung der Krankheit oder Notlage passenden Symbole der Holzform aus und pressten sie in eine Kugel Tsampa [Teig aus Butter, Salz und Gerstenmehl und Wasser].

Das Tsampa-Stück mit Abdrücken von geschnitzten Motiven wurde dann als Medizin verabreicht oder auch bisweilen auf dem Hausaltar der Familie deponiert, um die aufgetretenen Beschwerden zu heilen oder zumindest zu lindern. Es handelte sich dabei nicht nur um physische Beschwerden, auch bei psychischen Problemen wurden Zanpars eingesetzt.

Das Tsampa-Stück mit Abdrücken von geschnitzten Motiven wurde dann als Medizin verabreicht oder auch bisweilen auf dem Hausaltar der Familie deponiert, um die aufgetretenen Beschwerden zu heilen oder zumindest zu lindern. Es handelte sich dabei nicht nur um physische Beschwerden, auch bei psychischen Problemen wurden Zanpars verwendet.

Stellvertreterfunktionen

Die Stellvertreterfunktion steht in einem engen Zusammenhang mit dem o.g. Einsatz von Zanpars als Medizin. Kleine Teigstücke aus Tsampa in denen die Muster der Zanpar-Hölzer gepresst wurden hatten als zweite Verwendung auch eine Art Sündenbock- oder Stellvertreterfunktion. Dabei kommt ein charakteristisches Merkmal des Volksglaubens zum Tragen: Die Übertragbarkeit von Eigenschaften eines Menschen auf Abbilder, die dann dieselben Eigenschaften wie der abgebildete Mensch auf. Sie übernahmen die Schuld der Tibeter, um die bösen Geister zu besänftigen oder ganz davon abzuhalten, in die Häuser einzudringen und Unheil anzurichten.

Nach tibetisch-buddhistischer Auffassung gibt es noch 360 Katastrophen, wie zum Beispiel der Sturz von einer Leiter, einem Pferd, einem Felsen, Verbrennungen, Todesfälle durch Ertrinken usw., für die nicht Dämonen, sondern das Karma aus vorausgegangenen Existenzen des Betroffenen verantwortlich gemacht werden.

Nach der Untersuchung des Patienten stellten die traditionellen tibetischen Ärzte [Emchis] häufig zwei Rezepte aus: Eines für die Medikamente und das zweite, mit dem Namen des für die Krankheit verantwortlichen Dämonen, für die Mönche. Beim darauf folgenden Ritual kamen Zanpars zum Einsatz, um den Dämonen auszutreiben.

Im Falle einer Krankheit erstellte ein Mönch mit Hilfe einer ausgewählten Holzform, aus Lehm oder einem Brotteig ein menschliches oder auch tierisches Abbild. Dann zwingt der Lama den Dämon, den erkrankten Menschen, zu verlassen und stattdessen von der Figur Besitz zu ergreifen, die er gerade geschaffen hat. Zu diesem Zweck zeichnet er magische Kreise und spricht eine Zeit lang Beschwörungsformeln. Nachdem der Geist mit diesen Mitteln eingefangen wurde, verliest der Lama Passagen aus bestimmten Büchern und übergibt dem Patienten das geformte Abbild, um es zu verbrennen oder zu vergraben.

Es werden auch Abdrücke davon an verschiedenen Stellen des Hauses angebracht, welche erst nach der Gesundung wieder entfernt werden dürfen. Wenn diese Methoden nicht helfen und der Patient stirbt, wird angenommen, dass die Krankheit eine Strafe für das unmoralische Handeln des Patienten in einem früheren Leben ist.

O p f e r

Die Frage, ob Zanpars als Werkzeuge in Opferritualen verwendet wurden, ist nicht eindeutig geklärt. In der Mehrzahl der [wenigen] Veröffentlichungen wird davon ausgegangen. Es gibt aber auch Abhandlungen, in denen diese Frage eindeutig verneint wird.

Auf den Formen sind häufig Lha- [Dämonen] und Tsan-Figuren [Könige] sowie Tiere und buddhistische Symbole zu sehen. Die Abdrücke von dieser Formen sollen beim LhaBsans-Ritual benutzt worden sein, bei dem auf den Bergen Opfergaben zu Ehren der Gottheiten verbrannt wurden.

Solche Opfer werden dargebracht, um die Probleme einzelner Personen bzw. ganzer Gemeinschaften zu lösen oder auch nur, um die Götter und Dämonen zu besänftigen.

Vor mehr als eintausend Jahren wurden bisweilen in Tibet noch Menschenopfer praktiziert. Dieser Brauch stand in einem eklatanten Widerspruch zu den buddhistischen Lehren und wurde mit ihrer Ausbreitung definitiv abgeschafft.