Das tibetische Papiergeld wurde in Tibet auf Anregung des 13. Dalai Lama, Thubten Gyatso im Jahre 1912 vorbereitet, der die Verwendung von Papier als Zahlungsmittel in seinem indischen Exil in den Jahren zwischen 1910 und 1912 kennengelernt hatte. Die erste Ausgabe der Banknoten fand wohl im Januar 1913, nach seiner Rückkehr nach Lhasa statt. Tibetische Banknoten wurden damals mit der Bezeichnung 5 [grün oder blau] und 10 Tam [Rot] ausgestellt.
Die Banknoten enthalten sowohl religiöse als auch nationale Symbole wie den Schneelöwen und das Windpferd Lungta.
Alle Noten haben folgende gemeinsame Merkmale:
Einen zweizeiligen gedruckten Schriftzug und einen zweizeiligen tibetischen Text als Wasserzeichen.
Ein rotes Siegel, das die Autorität des Dalai Lama repräsentiert und ein schwarzes Siegel der Regierung. Das Regierungs Siegel trägt eine Inschrift in tibetischer Phags Pa Schrift: »Gzhung Dngul Khang«. Dies kann als »Staatskasse« oder »Regierungs Bank« übersetzt werden. Zwischen den beiden Siegeln ist ein blauer Schneelöwe [das Wappentier Tibets] abgebildet.
Die frühen tibetischen Noten wurden als Holzdruck auf lokal produziertem Papier gedruckt. Speziell ausgebildete tibetische Kalligraphen nummerierten die Scheine handschriftlich mit schwarzer Tinte.
Hierfür wurden junge Leute speziell in Kalligraphie ausgebildet. Da die jungen Männer meist aus der Provinz »E« stammten, nannte man die Kalligraphen »e-ba« oder »i-drug-pa«. Die jungen Kopisten erhielten ihre Ausbildung in einem innerhalb des Potala gelegenen Amt namens »e-khang« und lernten das kalligraphisch korrekte Schreiben von Regierungsdokumenten. Für Personen, die diese Spezialausbildung nicht bekamen, war es nahezu unmöglich, die geschriebenen Ziffern auf den Noten genau nachzuahmen. Daher lassen sich gefälschte Noten oft auf den ersten Blick an der laienhaften Schreibweise der Seriennummern erkennen.
Die mehrfarbigen 50 Tam- sowie die späteren 5 und 10 Srang-Noten weisen bereits bei der Ausgabe am rechten Rand eine zweifache Lochung auf. Mithilfe dieser Vorrichtung konnten die Noten zu je 10 oder 20 Stück gebündelt werden. Bei der Herstellung wurden drei Blätter Papier zusammengeklebt, um die Banknoten des Srang-Systems herzustellen, wobei auf dem mittleren Blatt eine 2-zeilige Sicherheitsbeschriftung aufgedruckt war. Um den Sicherheitstext zu lesen musste man die Vorderseite vor eine Lichtquelle halten.
Der tibetische Srang ist eine Einheit, die ursprünglich dem Gewicht von circa 37 Gramm Silber entsprach. 6 2/3 Tam entsprachen dabei 1 Srang.
Das Papier wurde von der Papierfabrik Chin-Tung in der Nähe von Lhasa hergestellt. Um den Verderb durch Insekten und Ratten zu verhindern wurden bei der Herstellung Wurzeln von giftigem Unkraut beigemischt.
Im Jahre 1959 wurde das tibetische Papiergeld von den chinesischen Besatzern für ungültig erklärt, aus dem Verkehr gezogen und durch chinesisches Geld ersetzt. Die Art der Herstellung und die handgeschriebenen Seriennummern sind in der Geschichte des Papiergeldes einzigartig. So sind diese Geldscheine von Sammlern in der ganzen Welt heute zu begehrten Stücken geworden.