Diese hochentwickelte und elegante Malerei stammt aus einer berühmten Serie von 19 Thangkas über das Leben des Milarepa, welche die Sven Hedin-Expedition 1930 in Beijing erwarb. Diese Serie folgt den biographischen Details aus den Werken Das Leben des Milarepa und Die Hunderttausend Gesänge des Milarepa. Sie stellt einen Höhepunkt in der Entwicklung eines der Hauptstile der tibetisch-biographischen Malerei dar. Bei diesem Stil wird das Bildnis des Lama oder Meisters als große Figur im Zentrum plaziert und mit Szenen aus seinem oder ihrem Leben, die sich vor einer Landschaftskulisse entfalten, umgeben.
Hier, im dritten Thangka dieser Serie, sitzt Milarepa vor einer aus Blättern geformten Höhlenlaube; seine Hände ruhen in der Geste der Meditation flach auf seinem Schoß. Seine weißen, mit goldenen Blumenmustern verzierten Baumwollgewänder wallen in fließender Linie über seinen vollendet proportionierten Körper. Sein Gesicht ist von außergewöhnlich lyrischer und idealistischer Schönheit. Die Qualität von Linie und Farbe scheint das gesamte Bild jenseits des Realen anzusiedeln, doch die lebendige Handlung der Figuren und die fesselnden narrativen Details der Ereignisse in jeder Milarepa umgebenden Szene treten dem idealisierten Aspekt des Stils entgegen und halten das Werk in der Realität verwurzelt. Dies spiegelt ein beständiges Prinzip in der buddhistischen Kunst wider; wie die Lehre selbst, gibt sie diese Welt nicht auf, sondern zieht aus freien Stücken vor, sich auf sie einzulassen.
Jede Szene ist deutlich beschriftet, ihre Abfolge gehorcht einem kompositorischen Schema, das auf der unteren linken Seite beginnt und sich nach oben hin bewegt. Die Szenen hier stellen, wie es Toni Schmid in einer meisterhaften Studie ausgearbeit hat, eine Zeit in Milarepas Leben dar, bevor er sich der buddhistischen Praxis zuwandte. Milas Vater starb, als er erst sieben Jahre alt war. Milas Mutter und ihre beiden Kinder wurden daraufhin durch einen habgierigen Onkel väterlicherseits und dessen Frau um ihr Erbe betrogen. Schließlich schickte die Mutter Milarepa aus, die schwarze Magie zu erlernen, um an Onkel und Tante Rache nehmen zu können. Mila hatte mit seiner Magie Erfolg. Wie auf der rechten Seite des Thangka zu sehen ist, gelingt es ihm, das ehemalige Elternhaus zu zerstören, wobei die meisten Mitglieder aus der Familie des Onkels getötet werden. Als die Dorfbewohner auch weiterhin seine Mutter bedrohen, erzeugt er einen Hagelsturm, der ein Feld seines Onkels zerstört. Die Handlung ist hier auf zwei getrennten Ebenen zu sehen: Links unterhalb der Hauptfigur Mila, der in seiner kleinen Zelle den Hagelzauber ausführt, und der heraufbeschworene Hagelsturm, der in der oberen rechten Ecke wütet. Mila und ein Freund machen sich auf den Weg, um den Hagelsturm aus einer nahegelegenen Höhle zu beobachten. Zornige Dorfbewohner erkennen ihn jedoch, ergreifen ihre Waffen und jagen ihm nach. Diese Werke schwarze Magie riefen später in Milarepa starke Gewissensbisse hervor. Er war der Überzeugung, daß er dafür in der Hölle büßen müsse, und suchte deshalb nach spiritueller Führung. Nachdem er seinen Hauptlehrer, den Übersetzer Marpa, gefunden hatte, widmete er sich ganz der spirituellen Praxis.
Figuren, Landschaft und Häuser mischen sich und schaffen so die Handlungselemente. Grüne und rosafarbene Wolken, blaue und grüne, goldgeränderte Hügel und Baumgruppen tragen dazu bei, die verschiedenen Szenen von einander zu trennen. Eine schlichte, farbenfrohe Architektur und fließend abgestufte Lavierungen von Grün erzeugen die unschattierten Flächen der geräumigen Kulisse. Die lyrische Schönheit der fließenden Linie vereinigt sich mit der scharfen Realität der klaren, glänzenden Farbe und der harmonischen Gegenüberstellungen der Figuren und Landschaften, um so die schöne Synthese zu erschaffen, die diesen Stil charakterisiert.
Eigenschaft | Wert |
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Maße: | 60 x 92 cm |
Preis: | auf Anfrage |
Versand: | Paketversand aus Nepal oder Deutschland |
Farbe: | Farbige Version |
Material: | Natürliche Mineral Farben |