Dharmapala Thangka CentreSchool of Thangka Painting


15.11 Macig Labdron [1]

Dakini

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Macig Labdrön [1055 - 1145] zählt als Begründerin der weiblichen gCod-Tradition wohl zu den berühmtesten Weisheitsfrauen Tibets. Ihre von Jamgon Kongtrul Lodhra Thaye [1813 - 1901] verfasste Biographie, die, wie in der buddhistischen Geschichtsschreibung üblich, ihr eine göttliche Herkunft zuschreibt, widmet sich in Einzelheiten der Beschreibung ihres Vorlebens als indischer Pandit Monlam Drub, der als Königssohn geboren, in jungen Jahren als Mönch ordiniert wurde und sich besonders dem Studium der Vollkommenheit der Weisheit [Prajnaparamita] gewidmet haben soll.

Auf Grund philosophischer Debatten mit Tirthikas in Varanasi musste er trotz seiner siegreichen Überlegenheit fliehen. Kurz danach, als er in der Potari-Höhle nahe Varanasi meditierte, erhielt er wiederholt Visionen von Dakinis, wie Arya Tara, Mahamaya und Vajravahi, die ihn drängten, nach Tibet zu gehen, um dort zu lehren. Schließlich erschien ihm eine schwarze, zornvolle Dakini im Knochenschmuck, die ihm - wie im gCod Ritual - mit ihrem Hackmesser enthauptete und sein essentielles Bewusstsein in sich absorbierte. Sein damals zwanzig Jahre alter Körper verblieb in der Meditationshöhle ohne zu verwesen.

Mittlerweise wurde sein Bewusstsein in der Gegend von Labje in einen Mutterleib übertragen und als dreiäugiges Mädchen unter wundersamen Zeichen wiedergeboren. Ihres natürlichen Glanzes wegen wurde sie Drönma [sGrn ma = Lampe], genannt. Noch als Kind erhielt sie ihre erste Ordination und wurde rasch für ihre Kunst der Prajnaparamita-Rezitation bekannt.

Mit acht Jahren war sie imstande, zwei große Bände des Sutra in der Zeit zu lesen, in der ein professioneller erwachsener Leser nur einen halben Band bewältigen konnte. Dadurch entwickelte sich in ihr eine klare Einsicht in die Leerheitsnatur aller Dinge. Später traf sie den indischen Pandit Padampa, von dessen Schüler Kyoton Sonam Lama sie jene tiefen Belehrungen erhielt, die es ihr ermöglichten, über die Natur der Dämonen praktizierend, sich von jeglicher Anhaftungen an ein Ich zu lösen. Infolgedessen gab sie ihren behüteten Status als Nonne auf und wurde eine freiwandernde Leichenstätten-Yogini ohne Sorge um Aussehen, Gesellschaft und Besitz.

In den Biographen wird auch über ihre umstrittene Hochzeit mit dem Yogi Thodpa Bhadra berichtet und die Geburt ihrer Söhne und zwei Töchter. Sie lebte längere Zeit im Kongpo und verbrachte den Rest ihres Lebens zurückgezogen in Lhokha, wo sie zahlreiche Schüler unterwies, darunter auch ihre eigenen Kinder.

Dort sollen eines Tages drei Inder, die den Yoga der Schnellfüßigkeit [rkang mrgyogs] beherrschten, erschienen sein, die sich überzeugen wollten, ob Macig wirklich eine Inkarnation der Mutter aller Buddhas sei oder bloß ein böser Dämon. Es heißt, dass Macig nicht nur imstande war, sie auf Sanskrit zu lehren, sondern sie bestätigte auch ihre wundersame Wiedergeburt in Tibet, indem sie auf ihre frühere Geburt als Monlam Drub verwies und sie instruierte, ihren früheren Körper, der sich noch immer in der Potari-Höhle befand, aufzusuchen und zu bestatten. Völlig überzeugt von der Wirksamkeit des gCod und Macigs Authentität, brachten sie später ihre Lehren nach Indien zurück.

Macig starb schließlich im Alter von 95 Jahren. Sie überlieferte die Tradition des gCod in der direkten Linie, fußend auf ihre Belehrungen über die Prajnaparamita und Vajravrahi, sowie in der sehr direkten Linie von der Jnanadakini an Macig, wie als "weiblicher gCod" gelten.

Die Praxis des gCod Rituals, wörtlich "Abschneiden", durch de jede Art von Denkprozess abgeschnitten und somit die Wurzel des Anhaftens an eine Ich-Vorstellung entfernt wird, besteht aus einem subtilen psychologischen Prozess, in dem die illusorischen Erfahrungen der relativen Wirklichkeit durch die willkürliche Initiierung des Abschlachtens und Opfern des eigenen Körpers als Leerheit erfasst werden. Die Lehre des gCod ist in allen Schulen des tibetischen Buddhismus verbreitet, und erfreut sich nicht zuletzt auch aufgrund seiner heil- und fruchtbarkeitsfördernden Wirkung, sowie seiner apotropäischen und exorzistischen Funktion großer Beliebtheit.

Das vorliegende Thangka zeigt Macig inmitten einer Regenbogenaureole auf einem Lotos ekstatisch tanzend, ausgerüstet mit Glocke und Sanduhrtrommel. Ihr weißer Körper ist völlig nackt als Zeichen ihres Freiseins von allen Anhaftungen und Konzepten. Sie trägt den Knochenschmuck der Leichenstättenk der die 5 Vollkommenheiten [Freigiebigkeit, Disziplin, Energie, Geduld und Konzentration] symbolisiert, während sie selbst als Verkörperung der 6. Vollkommenheit, der Weisheit [Prajnaparamita] gilt. Macig wird als Ausstrahlungskörper [Nirmanakaya] der "Großen Mutter" [yum chen mo] betrachtet, der grenzenlosen Weite des leeren Raums.

Zu ihren Füßen, in einer imaginären Hügellandschaft, sind als Opfergaben die Acht tibetischen Glückssymbole: [Rad, Muschel, Schirm, Siegesbanner, zwei Fische, Knoten der Unendlichkeit, Lotosblüte und Wasservase] und die Sieben Königlichen Symbole eines Universalherrschers [Rad des Gesetzes, Wunschjuwel, Königin, Minister, Elefant, Pferd und Heerführer] aufgereiht.

Unmittelbar über Macig Labdrön erscheint Buddha Shakyamuni. Links befindet sich der dunkelhäutige, indische Pandit Padampa mit Damaru und Knochentrompete, die essentiellen Ritualinstrumente für die Praxis des gCod, umgeben von den fünf Linienhaltern, darunter Karmapa, Sharmar und Ratnasri. Rechts im Bild tanzt die rote Vajrayogini mit ihrer Gefolgschaft, die blaue Vajradakini, die gelbe Ratnadakini, die rote Padmadakini und die grüne Karmadakini. Vajrayogini wird als "Strahlenkörper" [Sambhogakaya] der "Großen Mutter", i.e. des leeren Raumes gesehen.

Im oberen Bildteil, sich aus dem Regenbogenlicht des Urbuddha Vajradhara erhebend, befindet sich die goldene Prajnaparamita mit Lotosbllüte und Buch, die als "Gesetzeskörper" [Dharmakaya] der "Großen Mutter" sich aus der Leerheit in dieser Form manifestiert.

Neben ihr erscheinen neben Buddha Shakyamuni und der Grünen Tara auch zwei Siddhas. Links oben, auf einem Löwen reitend, Samhasana Manjushri und rechts davon eine Dakini mit Schädelschale und Dreizack.

Im unteren Teil des Thangka tanzt leichenschwingend in der Mitte eines lodernden Weisheitsfeuers die schwarze Dakini Krodhakali, die mit einer Knochentrompete Götter und Dämonen zum Opfermahl ruft. Links unten der zweiarmige Mahakala Bernachen, Schützer der Karmapas, begleitet von Damchen und Palden Lhamo. Rechts unten, auf galoppierenden Reittieren drei weitere Schützer.

Quelle: Thangka Kalender 1999, Mai, Windpferd Verlag, Text von Dr. Andrea Loseries-Leick


EigenschaftWert
Maße: 37 x 60 cm
Preis: auf Anfrage
Versand: Paketversand aus Nepal oder Deutschland
Farbe: Farbige Version
Material: Natürliche Mineral Farben