Dharmapala Thangka CentreSchool of Thangka Painting


5.13 Paramasukha Chakrasamvara [1]

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Dieses Thangka ist eines der lieblichsten Beispiele für dieses Thema in der tibetischen Kunst verkörpert es ein vollendetes Archetyp-Bild der ekstatischen Vereinigung von Weisheit und Mitgefühl [s. die ausführliche Erörterung im Essay »Weisheit und Mitgefühl: Das Herz der tibetischen Kultur«]. Es ist im großen und ganzen die übliche Erscheinungsform des Genußkörpers [sambhogakaya] des Shamvara in Vereinigung mit seiner leuchtend roten Partnerin der Weisheit Vajravarahi. Als Variante des gewohnten Shamvara, der [im Uhrzeigersinn angefangen vorne] ein dunkelblaues, gelbes, rotes und grünes Gesicht hat, ist in diesem Thangka das vordere [erste] Gesicht blauschwarz wie Gewitterwolken, sein rechtes Gesicht weiß, das hintere Gesicht [das zweidimensional hinter dem linken Gesicht liegend zu sehen ist] gelb und das linke Gesicht rot [s. Ausschnitt auf dem Schutzumschlag dieses Buches]. Die drei Augen seines ersten Gesichts schauen in inniger Liebe auf das nach oben gerichtete Gesicht seiner Partnerin und freundlich hinaus auf den Betrachter. Er lächelt, und seine Zähne schimmern voller Energie. Sein dunkelblauer Körper ist das stärkste Element in dieser Komposition.

Die feinfühlige Modellierung der wohlgestalteten Körperglieder und das jugendliche Gesicht erregen Aufmerksamkeit. Die Modellierung folgt nicht den Geboten des Außenlichts; vielmehr scheint Licht aus dem Körper selbst zu strahlen, wodurch die Ausbildung der Muskeln verstärkt und der Figur eine leicht gerundete Dimension und substantielle Wirklichkeit verliehen wird. Jedes Kultgerät, das Shamvara in seinen Händen hält, ist sehr deutlich abgebildet. Seine beiden Vorderarme umschließen seine Partnerin und die Hände in der Umarmenden Geste, halten das Vajra-Zepter und die Glocke. Die übrigen rechten Hände halten eine damaru- Handtrommel, ein Vajra-Hackmesser, einen Dreizack und eine Streitaxt. In den anderen linken Händen befinden sich der khatvanga- Stab, ein abgeschlagener viergesichtiger Brahma-Kopf, eine Schädelschale und eine Fangschlinge. Mit seinen beiden Hinterarmen hebt Shamvara die frisch abgezogene Haut des Elefanten der Unwissenheit hoch, die sich hinter ihm wie ein Cape spannt. Die üblichen Ketten aus Schädeln und Köpfen sowie Fünf-Schädel-Kronen fehlen ebensowenig wie sein Tigerfellschurz.

Seine Partnerin Vajravarahi ist wohlgestaltet und wirkt tatkräftig; sie ist schön in Erscheinung und Ausdruck, in einem ansprechenden Rot gemalt, aber ohne Modellierung. Ihr Haar ist schwarz, und ihr Gürtel, die Arm- und Fußbänder bestehen aus filigran gearbeiteten Strängen aus geschnitzten weißen Knochen. Shamvara ist ähnlich zart geschmückt. Der Stil der Ornamentik scheint in der Orissa-Kunst des 13. Jh. zu wurzeln; von Ostindien ausgehend hinterließ dieser Stil seine Spuren in der nepalischen Kunst. Doch dieses Charakteristikum ist nur eines der Merkmale, die dieses Thangka in die Nähe der nepalischen Kunst rücken. Ein anderes ist der erwähnte herrlich modellierende Stil. Die rote Mandorla ist von großen Flammen umgeben, die in lebendigem Orange, Rosa und Gelb gestaltet sind; ihr Flackern ist überall dunkelrot umrändert. Der Lotossockel hat eine orangefarbene Oberfläche, die Sonnenscheibe der spirituellen Energie verkörpernd. Zart schimmernde transparent wirkende Flächen und Linien von Gelb, Hellblau, Orange und Violett formen die kunstvoll detailliert gezeichneten Lotosblüten und den unteren Sockelabschluß. Ein rosenroter Rand mit goldgefaßten Blumen vollendet dieses Thangka. Ein vom Künstler mit schwarzen Umrißlinien gemaltes Flammenmuster, das am oberen linken Rand erscheint, war ursprünglich durch eine Stoffeinfassung verdeckt, die entfernt wurde.

Die vorherrschend blasse, doch mit leuchtenden Akzenten versehene Farbskala findet ihre Fortsetzung in den Reihen von Sakya-Lamas an den unteren Seitenrändern und am Boden sowie Mahasiddhas an den oberen Seitenrändern und am oberen Rand. Zwei große und zwei kleine Lama-Darstellungen sind rechts und links über der Flammen-Mandorla zu erkennen. Der in Verehrung vor der Gottheit kniende Mönch unten links ist wahrscheinlich der Stifter. Jambhala, der Gott des Reichtums, sitzt mit seinem juwelenspeienden Mungo direkt neben ihm. Jede dieser Figuren sitzt unter einem Schrein mit einem roten Interieur, der jeweils von reich verzierten Säulen gestützt wird, einem typischen Merkmal für Gemälde des späten 15. und frühen 16. Jh. Der Faltenwurf der Gewänder dieser Figuren ist, nach chinesischer Tradition, bemerkenswert locker und frei, auch wenn diese Stilart vollkommen von der tibetischen Kunst assimiliert wurde. Ähnlichkeiten mit den hochentwickelten Stilen früheren Datums aus dem Kumbum-Kloster von Gyantse weisen bei diesem anmutigen Thangka darauf hin, daß ganz ähnlich auch regionale Stile übernommen werden.

Veröffentlicht im Katalog zur Ausstellung "Weisheit und Liebe - 1.000 Jahre Kunst des tibetischen Buddhismus von Marylin M. Rhie and Robert A. F. Thurman", Seite 220

Paramasukha-Chakrasamvara
Vater-Mutter [Gesichtsstil-Variante]
Orignal: Zentralregionen, Tibet; wahrscheinlich Tsang
Spätes 15. bis frühes 16.Jh.
Thangka; Gouache auf Baumwolle,
61 x 46 cm
Privatsammlung Robert Hatfield Ellsworth
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EigenschaftWert
Maße: 36 x 43 cm
Preis: auf Anfrage
Versand: Paketversand aus Nepal oder Deutschland
Farbe: Farbige Version
Material: Natürliche Steinfarben