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Ngor Mandalas

Geschichte der originalen Ngor Mandalas

Zu den Ngor-Mandalas gehören insgesamt 139 Mandalas, deren religiöse Praxis seit Jahrhunderten im Kloster Ngor, dem Zentrum der Ngor Schule, einer Untergruppierung der Sakya-Schule des tibetischen Buddhismus, überliefert wurde. Die Mandala-Sammlung wurde erstmals in den frühen 1960er Jahren vom Abt des Ngor-Klosters, dem Ehrwürdigen bSod nams rgya mtsho [Hiroshi Sonami], nach Japan gebracht.

Das Kloster Ngor wurde 1430 von Ngorchen Künga Sangpo [Tib. Ngor chen Kun dga' bzang po [1382-1456] gegründet. Das in Osttibet gelegene Zweigkloster der Ngor-Schule dem Kloster Derge Lhündrub Teng [Tib. sDe dge lHun grub steng], dem Hauskloster der Könige von Derge ist für die Unterbringung einer großen Malwerkstatt und als gelegentliche Heimat des großen Autors Zhuchen Tsultrim Rinchen [Tib. Zhu chen Tshul khrims rin chen [1697-1774] bekannt. Die dort geschaffenen Mandalas, die in den Achtziger Jahren in Japan in einer Prachtausgabe reproduziert wurden, stehen für den Übergang vom Indo-Nepalischen zum tibetischen Stil der Malerei.

Mandalas gehören zu den bedeutendsten Schaubildern des Tantrismus. Die ihnen zugrunde liegenden Lehren entwickelten sich im Laufe der Zeit in den unterschiedlichen Schulrichtungen in unterschiedlicher Weise hinsichtlich Theorie und Praxis. In der Mitte des 19. Jahrhunderts begann Jampa Künga Tenpe Gyeltshen [Tib. Byams pa Kun dga' bstan pa'i rgyal mtshan [1829-1870], der damalige Abt des in der Nähe von Shigatse gelegenen Klosters Ngor, mit der Neubearbeitung dieser Mandala-Praktiken. Er ordnete die Mandala-Rituale entsprechend den vier Tantra-Klassen in Kriya Tantra, Carya Tantra, Yoga Tantra und Anuttarayoga Tantra ein.

Der den Ngor-Mandalas zugrunde liegende Text ist als dBang brgya nor bu'i phreng mdzes, "Einhundert Weihen, [genannt] 'Wunderschöne Kette an Edelsteinen'" bekannt. Er wurde von Jampa Künga Tenpe Gyeltshen [Tib. Byams pa Kun dga' stan pa'I rgyal mtsha] und seinem Schüler Jamyang Loter Wangpo [Tib. jam dbyangs Blo gter dbang po [1847-1914] verfasst, indem er gemeinsam mit seinen Lehrern, den renommierten Herausgebern Khyentse Wangpo [Tib. mKhyen brtse dban po [1820-1892] und Kongtrül Yönten Gyatsho [Tib. Kong sprul Yon tan rgya mtsho [1813-1899], die eigentliche Kompilationsarbeit übernahm. Das daraus resultierende Werk ist als das Gyüde Küntü [Tib. rGyud sde kun btus], das "Kompendium der Tantras", das bekannt und beinhaltet die Malvorschriften für die 139 Mandalas der Ngor-Tradition.

Die Prototypen für die 139 Mandalas stammen größtenteils aus der umfangreichen Sammlung des Ngor-Klosters. Während der Stil der eigentlichen Ngor-Mandalas, die zu den beeindruckendsten Mandalas des tibetischen Buddhismus gehören, in der Regel dem nepalesischen Stil folgt, zeigen die unter Jamyang Loter Wangpo geschaffenen 139 Mandalas den Einfluss des Kham-Stils, des osttibetischen Stils. Dessen stilistische Ursprünge liegen im Karma Gardri-Stil [Tib. Kar ma sgar bris] begründet, der wiederum vom Malstil der chinesisch-buddhistischen Kunst des 16. Jahrhunderts beeinflusst wurde.